Angina Pectoris
Unter Angina Pectoris versteht man ein plötzlich auftretendes Engegefühl in der Brust. Die Schmerzen werden durch eine Durchblutungsstörung des Herzens ausgelöst. Sie können auf eine Engstelle (Stenose) in den Blutgefäßen hindeuten, die das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Umgangssprachlich wird die Angina Pectoris auch "Brustenge" oder "Brustbeklemmung" genannt. Angina Pectoris-Anfälle dauern mehrere Sekunden bis Minuten an und sind das Hauptsymptom der Koronaren Herzkrankheit.
Ursachen für Angina Pectoris
Die bedeutenste Ursache für das Entstehen der Angina Pectoris ist die Arteriosklerose. Der Volksmund nennt sie auch "Arterienverkalkung". Dabei lagern sich an der Innenseite der Gefäße Bluttfette ab. So kommt es auf Dauer zu chronisch fortschreitenden Veränderungen an den Gefäßwänden. Die betroffenen Arterien verengen sich, verlieren ihre Elastizität und sauerstoffreiches Blut kann nicht mehr ungehindert ins Herz fließen.
Als Auslöser für schmerzende Angina Pectoris-Anfälle kommen körperliche Belastungen, schwere Mahlzeiten, Stress und Aufregungen in Frage. Doch auch winterliche Minustemperaturen können für Menschen mit einer Angina Pectoris schwerwiegende Auswirkungen haben. Denn die Kälte kann zu einer starken Verengung der Blutgefäße führen. Das Herz muss daraufhin gegen einen stärkeren Widerstand anpumpen. Bei einer bestehenden Angina Pectoris oder auch anderen Herzkrankheiten kann das Herz hierbei überlastet werden.
Symptome bei Angina Pectoris
Bei Angina Pectoris treten plötzlich Schmerzen im Brustbein oder in der linken Brustseite auf. Die Schmerzen können in den linken Arm, den Unterkiefer, Hals oder in den Oberbauch ausstrahlen. Hinzu kommen Beklemmungsgefühle oder auch Todesangst.
Der Schmerzcharakter ist häufig bei allen Anfällen gleich. Treten die Anfälle ausschließlich bei Anstrengungen auf, wird dies als Belastungsangina bezeichnet. Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung treten die Symptome bereits ohne körperliche Belastung auf. Dann wird von der Ruheangina gesprochen.
Diagnose einer Angina Pectoris
Bei der Diagnose führt der Arzt zunächst eine ausführliche Befragung (Anamnese) durch. Er versucht die Art und Häufigkeit der Schmerzattacken zu beurteilen. Fragen nach bekannten Herzerkrankungen in der Familie dienen dem Arzt dazu, die individuellen Risikofaktoren abzuklären.
Zur Einschätzung des Krankheitsbildes werden weitere diagnostische Mittel eingesetzt:
· Belastungs-EKG:
Hierbei werden alle elektrischen Aktivitäten des Herzens während einer körperlichen Belastung aufgezeichnet. Das Elektrokardiogramm kann wertvolle Hinweise zur Sauerstoffversorgung des Herzmuskels
geben.
· Langzeit-EKG:
Bei einem Langzeit-EKG wird der Patient über 24 Stunden hinweg mit einem tragbaren Aufzeichnungsgerät verbunden. Die Aufzeichnungen werden später ausgewertet und mit dem Arzt besprochen. Auch das
Langzeit-EKG kann wertvolle Hinweise zu Durchblutungsstörungen des Herzmuskels unter alltäglichen Bedingungen geben.
· Ultraschalluntersuchung des Herzmuskels (Echokardiogramm):
Mit Ultraschallwellen können Narben am Herzen sichtbar gemacht werden. Durchblutungsstörungen können mittels
Stressechographie (Echographie unter Belastung) festgestellt werden.
Therapie der Angina Pectoris: Medikamente oder Operation
Die Therapie der Angina Pectoris ist von ihrem Schweregrad abhängig. Im ersten Schritt erhalten Patienten Medikamente, die den Sauerstoffbedarf des Herzens verringern oder den Blutzufluss zum Herzen verbessern. Häufig eingesetzt werden:
· Nitrate: Sie weiten die Blutgefäße und ermöglichen so eine bessere Durchblutung.
· Betablocker: Sie senken den Sauerstoffbedarf des Herzens.
· Kalziumantagonisten (Kalziumkanalblocker): Diese weiten die Gefäße, senken dadurch den Blutdruck und verbessern den Blutzufluss zum Herzen.
· Acetylsalizylsäure: Das Blut wird durch ihre Einnahme "verdünnt". Die Entstehung von Blutgerinnseln wird erschwert.
In einem späteren Stadium werden häufig operative Eingriffe notwendig, um die Beschwerden der Angina Pectoris zu lindern und weitere Folgeerkrankungen zu verhindern. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn eine Behandlung mit Medikamenten die Beschwerden nicht oder kaum noch beheben kann.
Eine Bypass-Operation oder eine Koronar-Angioplastie vermögen den Zustand der Patienten erheblich zu verbessern. Allerdings können beide Verfahren das "Verkalken" der Arterien nicht stoppen.
Bei einer Bypass-Operation werden die verengten Herzgefäße künstlich überbrückt. Hierzu verwenden die Ärzte meist körpereigene Gefäße des Patienten.
Die Koronar-Angioplastie ist dazu geeignet, kleine Gefäßverengungen aufzuweiten. Hierzu führt der Arzt einen Ballonkatheter, einen sehr dünnen Schlauch aus Kunststoff, durch die Arterie. An der verengten Stelle bläst er den Ballon auf. Dadurch wird die Verengung gedehnt und das Blut kann wieder ungehindert fließen.
Verlauf der Angina Pectoris
Menschen mit Angina Pectoris können Ihren Alltagsaktivitäten im frühen Stadium der Erkrankung noch uneingeschränkt nachgehen. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit sind die Blutgefäße sehr stark verengt. Patienten klagen dann immer häufiger und früher über quälende Schmerzen und können beispielsweise keine längeren Wegstrecken mehr zurücklegen. Die Lebensqualität wird zunehmend eingeschränkt. Schließlich tritt der Schmerz selbst bei körperlicher Inaktivität ein (Ruheangina). Mediziner nennen dieses Stadium "instabile Angina Pectoris" oder auch "akutes Koronar-Syndrom". Es besteht höchste Herzinfarktgefahr.
Vorbeugen einer Angina Pectoris
Hat der Arzt bereits eine Angina Pectoris diagnostiziert, können Betroffene einen eigenen Beitrag leisten, um ihren Anfällen vorzubeugen. Sie sollten insbesondere achten auf
· eine ausgewogene Ernährung
· Verzicht auf körperliche Anstrengungen mit hohen Spitzenbelastungen (Holz hacken, Schnee schippen)
· angemessene sportliche Betätigungen (spazieren gehen, schwimmen)
Bei Zweifeln sollte im Gespräch mit dem behandelnden Arzt geklärt werden, welche Sportarten und welches Belastungsniveau im individuellen Fall angemessen sind.
Da sich die Risiken für Herzkrankheiten zum Großteil auf den persönlichen Lebensstil zurückführen lassen, kann jeder sein eigenes Risiko selbst beeinflussen. Dabei ist es wichtig, bereits bei Kindern und Jugendlichen gesunde Lebensgewohnheiten zu etablieren. Doch auch Erwachsene, die wegen ihres Rauchverhaltens oder einer Vorerkrankung zur Risikogruppe zählen, können noch handeln. Folgende Punkte sollten besonders beachtet werden:
· Verzicht auf Zigarettenkonsum
· regelmäßiger Besuch von Vorsorgeuntersuchungen
Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen haben ab dem Alter von 35 Jahren im zweijährigen Turnus Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung. Ziel dieser Untersuchungen ist es, häufig auftretende Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Denn wenn Risikofaktoren für Herzkrankheiten frühzeitig erkannt werden, kann der behandelnde Arzt rechtzeitig weitere Untersuchungen oder Behandlungen veranlassen. So lassen sich schädliche Folgen für die eigene Gesundheit abwenden oder verringern.